Über den Kauf von Hühnern mittels Internets oder auf Geflügelschauen

 

 

Aktualisiert: 14.11.2025

 

Kampfhuhnkauf übers Internet - Erfahrungsbericht

 

In einem Artikel über Kampfhühner habe ich mich noch über den Kauf von Hühnern übers Internet folgendermaßen geäußert:

"Kaufe nur Tiere, die du selbst gesehen hast. Kaufst Du zum Beispiel über das Internet, kannst Du böse Überraschungen erleben, wenn das Tier, das du aus dem Versandkarton nimmst, nicht dem entspricht, was Dir der Verkäufer am Telefon versprochen hat. Dann ist das Geld ausgegeben und Du besitzt ein Tier, mit dem man züchterisch nichts anfangen kann."

 

Trotzdem habe ich genau diesen Fehler gemacht und zwei Tiere über das Internet gekauft, ohne die Tiere vorher anzuschauen, geschweige denn den Züchter zu kennen oder mich über Ihn zu kundig zu machen.

 

So um das Jahr 1985 hatte ich ein paar Radja Asil und da ich damals gute Erfahrungen mit ihnen gemacht hatte, wollte ich als Nebenlinie zu meinen Hinthoroz ein paar Ausstellungsasil halten.

 

Da ich zu dieser Zeit nicht mobil war, kamen (bei einem mir fremden und weit weg wohnenden Züchter) nur ein Kauf übers Internet und der Transport mittels einer Spedition in Frage.

Nachdem ich wusste, was für Kämpfer ich wollte, schaute ich im Internet, welcher Verein diese Rasse züchterisch betreut und was sonst noch über den Züchter dieser Rasse per Suchmaschine herauszufinden war. Auf einer Sonderseite für Kämpfer fand ich entsprechende Kontaktadressen, die ich dann per E-Mail angeschrieben habe.

Außerdem kontaktierte ich zusätzlich verschiedene Züchterfreunde, die mir sagen konnten, welche Personen diese Kämpferrasse züchtet und wer erfolgreich mit dieser Rasse ist.

Zufälligerweise wurden zur gleichen Zeit im Internet mehrere Tiere dieser Rasse inseriert, also Verstand über Bord geworfen, nicht lange überlegt und den Verkäufer angerufen. Das Gespräch empfand ich als Positiv und wir wurden uns schnell einig.

Während des Telefongespräches teilte mir der Verkäufer mit, aus welchen Linien seine Tiere abstammten und nannte dabei Namen zwei bekannter Züchter. Diese Namen waren mir schon bekannt, weil ich schon ausführlich recherchiert hatte. Die genannten Züchter waren als langjährige Züchter dieser Rasse bekannt, auch weil sie sich schon sehr lange mit der Rasse beschäftigen und für ihre erfolgreiche Arbeit einen Namen gemacht hatten.

Also dachte ich mir, bin ich mit dem Kauf der Tiere auf der sicheren Seite und erhalte keinen Zuchtmüll, geschweige kranke Tiere.

Ich überwies dem Züchter den entsprechenden Betrag und organisierte die Abholung der Tiere per Tiertransport.

 

Zwischenzeitlich hatten sich auch verschiedene Leute per Email auf meine Anfragen hin gemeldet und einer meinte, dass ich bei besagtem Züchter doch lieber vorher vorbeischauen sollte, bevor ich bei ihm Tiere kaufe. Außerdem würde es bald eine Sonderschau geben, auf der ich sehen könne, wie der momentane Stand der Rasse sei. Da war das Geld aber schon auf das Konto des Verkäufers angewiesen und ich wartete nun mit gemischten Gefühlen auf die bestellten Tiere.

 

Als dann mehrere Tage später die Tiere eintrafen und ich den Karton aufmachte, war die Ernüchterung ziemlich groß. Eines der Tiere war sehr blass und saß auch noch Tage später mit eingezogenem Kopf in dem für sie hergerichtetem Quarantänestall herum. Ich habe nach ca. 2 Wochen und viele Versuchen, das Tier wieder fit zu bekommen, schweren Herzens das Tier erlöst. Auch deswegen, weil ich nicht wusste, ob ich mir mit diesem Tier eine Krankheit in meinen Bestand holen würde.

Das eingeschläferte Tier war in einem sehr ungepflegten optischen und gesundheitlichen schlechten Zustand und es war eine schlichte Unverschämtheit, mir diese Tiere so zu verkaufen, geschweige diesen Kaufpreis dafür zu verlangen.

Ich selbst hätte nie ein Tier an irgendjemanden in derart schlechten Zustand abgegeben, geschweige auch noch Geld dafür verlangt. Natürlich hat mich das geärgert und wollte das mit dem Verkäufer abklären. Ich habe ein paar Mal noch versucht den Verkäufer telefonisch zu kontaktieren, aber seine Frau hat mich immer wieder vertröstet. Zurückgerufen hat er auch nie.

 

 Radja Asil

Nun ja, Lektion mal wieder gelernt, so macht ein Verkäufer ein paar Euro Gewinn, auf Kosten einer Hühnerrasse, die immer weniger ernsthafte Züchter findet.

Abgesehen von der Gewissheit, abgezockt worden zu sein, waren die finanziellen Verluste nicht unbeträchtlich, denn zusätzlich zum Kaufpreis der Tiere sind ja noch die Speditionskosten dazugekommen. Nun ja, so ist das eben, wenn die Vernunft ausbleibt, man unbedingt etwas haben möchte und das möglichst vorgestern.

 

Hab auch immer wieder mal ein Tier zugekauft, in der Regel von Leistungszüchter und nie hab ich ein Tier bekommen das auch nur im Ansatz krank, geschweige nicht fit gewesen wäre. Hier gilt ein Versprechen als Züchter und Zuchtkollege noch etwas, auch wenn man sich nicht immer persönlich kennt. Dummschwätzer sind hinreichend bekannt und kein Mensch, der sich ein wenig auskennt, würde bei so einem Genossen noch etwas kaufen. Meist fallen Anfänger und Naivlinge auf solche Verkäufer herein, mir eingeschlossen 😊

 

Ich kann jedem der sich für ein Tier (das im Internet angeboten wird) interessiert, sich möglichst die Tiere vor Ort anzuschauen, oder sich auf den Rat seriöser Zuchtkollegen zu verlassen. Bei Rassen die z.B. durch einen Sonderverein vertreten sind unbedingt diesen Verein kontaktieren. In einem ausführlichen Gespräch ist mehr zu erfahren, auch welcher Züchter evtl. Tiere abzugeben haben.

 

Trotzdem kommt es immer wieder vor das angebliche Top Tiere für 300€ und mehr, inseriert werden und den Besitzer wechseln. Erst später, oft bei der ersten Nachzucht, merkt der Käufer, ob die „Top Tiere“ ihr Geld wert waren.

Erfolgreiche Züchter sind kaum noch auf fremde Tiere angewiesen und wenn sie neue Tiere in die Zucht einbringen, dann mit Kopf und Verstand. Solche Züchter sehen schnell welche Eigenschaften des neuen Tieres Ihre eigene Zucht nach vorne bringt und stellt dementsprechend seine Zuchtpaare zusammen.

 

Der Kauf von Hühnern bei Ausstellungen

Nach dieser unerfreulichen Geschichte wendete ich mich an einen befreundeten Züchter, der viel mit der Ausstellung von Hühnern zu tun hat und bat um Rat, ob es sinnvoll sei, auf einer der vielen anstehenden großen Geflügelschauen bestplatzierte Tiere einer Rasse zu erwerben. Ich fragte auch an, wie es sich mit den Preisen auf Ausstellungen für Spitzentiere verhält, ob es Sonderrichter für Kämpfer gibt und ob bei Schaukämpfern überhaupt noch auf Leistung/Temperament geachtet wird. Es war sehr interessant seine Meinung zu diesem Thema zu hören, er teilte mir unter anderem mit:

 

Andi meine Info an Dich trifft nicht auf alle Züchter zu, aber es ist schon seltsam, dass meist die mit Spitzenpreisen prämierten Tiere zum Verkauf stehen. Gute Züchter kaufen diese meistens nicht sondern suchen sich die aus, die für ihre Zucht ein Merkmal besitzen was wichtig ist (und ihre eigene Zucht verbessern). Das können auch mal weniger gute Tiere sein. Viele Züchter melden auch nicht ihre besten Zuchttiere, sondern melden vieles zum Verkauf. Einerseits natürlich, um die Kosten der Ausstellung aufzufangen aber auch, um sich nicht irgendeine Krankheit mitzubringen. Gerade bei hoher Tierdichte ist dies möglich. Schlechte Erfahrungen hat da fast jeder schon einmal gemacht und sich danach geärgert.

Auf Ausstellungen sollte man keine Tiere kaufen. Meist überteuert (80-150 Euro) je nach Rasse, Qualität und Züchter und oftmals (nicht immer) "Endprodukte" der Zucht, das heißt, nicht zur Weiterzucht geeignet (Warum verkauft man wohl ein vermeintliches Spitzentier? Aus Nächstenliebe nicht :-)) Immer zum Züchter fahren. Ausstellungen bieten insofern gute Gelegenheiten, die Züchter kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Dort kann man sich erkundigen über die Verbreitung einer Rasse und mit Züchtern schon über Eigenarten der Rassen diskutieren, die nicht unwesentlich für den späteren Entscheidungsprozess sind.

Auf Schauen wird das Temperament der Tiere nur in Form der Vitalität im Käfig bewertet, das heißt "hängt" ein Tier im Käfig rum, kann es sich natürlich nicht vernünftig präsentieren und wird schlecht bewertet bzw. von der Bewertung ausgeschlossen. Sonderrichter gibt es für fast alle Rassen. Das Problem ist nur, dass sie meist erst ab einer gewissen Anzahl von der Schauorganisation verpflichtet werden, bei Großschauen und Kämpferrassen ist das jedoch unproblematisch, da stellt der Kämpferclub meist seine Sonderrichter.

 

 

Es würde mich sehr interessieren, wie einige Ausstellungskämpferrassen betreffend Leistung und Robustheit einzustufen sind. Sind Leistungskämpfer hauptsächlich auf Leistung gezüchtet, werden Ausstellungskämpfer in der Regel nur auf Optik gezüchtet. Züchterisch wäre es doch eine große Herausforderung solche Rassen auch auf Leistung zu züchten, ist es doch eine Rückbesinnung auf die Herkunft mancher Ausstellungskämpferrassen.

 

Anderseits weiß ich auch von Züchtern, dass ihre auf Geflügelschauen gezeigten Kämpfer nicht selten Hybriden verschiedener Rassen sind und später dadurch beim Käufer in der Zucht unbefriedigende Ergebnisse liefern. Da war zum Beispiel der Käufer von Bruteiern (Ausstellungskämpfern), der sich wunderte, dass sich später bei einem Teil dieser Nachzucht befiederte Füße zeigten, deswegen erstaunlich, da die Elterntiere auf einer Schau besonders gute Bewertungen erhielten.

 

Die Zucht der einzelnen Kämpferrassen ist ein schönes und interessantes Hobby, auch wenn einzelne Menschen der Meinung sind, alle Kämpferzüchter in eine illegale Ecke drängen zu müssen.

 

Werde ich irgendwann mal wieder in der Lage sein müssen Tiere übers Internet kaufen zu kaufen, dann werde ich mir aber vor dem Kauf Zeit nehmen und nicht wieder übereilt irgendwelche Tiere anschaffen. Durch so übereilte und unüberlegte Käufe ist das Risiko viel zu groß sich in den eigenen Bestand Krankheiten einzuschleppen, die mehrere Jahre Zuchtarbeit in kurzer Zeit zunichte machen kann.

Der Kontakt zu ernsthaften Züchtern und auch zu den verschiedenen Sondervereinen war immer konstruktiv und das ist auch der beste Weg, um Tiere zu bekommen, die zur Zucht geeignet sind.

 

Also in diesem Sinne, Augen auf beim Tierkauf durchs Internet 😉

 

Andi Haller

 

Tipp:

Bei Tierkäufen die neuen Tiere immer erst eine gewisse Zeit, separat von den anderen Tieren, in Quarantäne halten. Oft genug selber bei anderen Hühnerhalter miterlebt, dass sich der Altbestand mit Krankheiten durch die neuen Tiere angesteckt.