Proteine in der Kampfhuhnzucht
Der nachfolgende Artikel soll keine Fütterungsempfehlung darstellen!
Andi Haller
Geschichte des Huhnes
Es gibt vier Wildhuhn-Arten, die als Stammform unseres heutigen Haushuhnes in Frage kommen. Die Abstammungsfrage ist aber nicht restlos geklärt. In jüngster Zeit kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass das thailändische rote Dschungelhuhn der Urahn der Haushühner ist. Vorher wurde das in Vorder-, Hinterindien und Südchina lebende Bankiva-Huhn als Vorfahre bezeichnet.
- Bankaviahuhn (Gallus gallus gallus), Gewicht Hahn 800-1300g
- Lafayette-Huhn (Gallus lafayettii), Gewicht Hahn 790-1140g
- Sonnerat-Huhn (Gallus sonneratii), Gewicht Hahn 790-1130g
- Gabelschwanzhuhn (Gallus varius), Gewicht Hahn 450-560g.
(Quelle: http://www.wpadeutschland.de/index3.html)
Die Haltung des Huhnes als Haustier kann bis ins dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgt werden.
„Recht spät in der Geschichte lernten die Menschen das Haushuhn schätzen. Man sollte ja annehmen, dass das Huhn – klein und anspruchslos, wie es ist – schon früh eine Rolle in der Entwicklung der menschlichen Zivilisation spielte. Aber erst die Harappakultur im Industal hat um 2500 v. Chr. nachweislich damit begonnen, Hühner zu halten – und zwar hauptsächlich für Hahnenkämpfe und nicht zur Fleisch- oder Eierproduktion, sagen manche Historiker. Später war das Federvieh lange Zeit vor allem Eilieferant. Geschlachtet wurden die Hühner nur, wenn sie nicht mehr genug Eier legen konnten.“
Quelle: http://www.pm-history.de/de/heftartikel/druck_artikel.asp?artikelid=1213
Ausgehend von den ursprünglichen Wildhühnern mit einem natürlichen Nahrungsspektrum aus Insekten, Larven, Würmern, Knospen, anderen pflanzlichen Teilen und vielerlei Sämereien haben sich zahlreiche Rassen entwickelt die heute in Nutzgeflügel, Rassehühner und Kämpfern unterteilt werden. Die meisten Zuchtformen können mit ihren kurzen Flügeln und verhältnismäßig schweren Körpern nicht fliegen, was die unnatürliche Züchtung auf Gewicht und Eierleistung deutlich macht, das Haushuhn gehört schließlich zur Ordnung der Hühnervögel. Zu Beginn der Haustierwerdung waren die Hühner meist Wildrassen, die in der Umgebung der Siedlungen lebten und bei der Futtersuche sich selbst überlassen waren.
Bestimmte Verhalten und Eigenschaften unserer heutigen Hühnerrassen haben sich trotz langer Domestikationsprozesse erhalten. Da das Wildhuhn im Wald lebt, ist sein Auge auf ca. 5 Meter Nahsicht (für Körner und kleinere Gegenstände) und auf ca. 50 Meter Fernsicht (für größere Gegenstände) eingestellt. Deswegen entfernt sich das Haushuhn selten weiter als 50 Meter vom heimatlichen Stall. Eine Besonderheit beim Geflügel sind die Vibrationsorgane. Sie befinden sich vor allem an den Beinen, sind aber auch auf der übrigen Haut verteilt. Sie nehmen Schwingungen des Bodens und der Luft wahr, wodurch Feinde sehr schnell erkannt werden können. Dies macht sich bemerkbar, wenn man sich nachts zum Hühnerstall schleicht. Selbst wenn man völlig lautlos ist, kann man dann das Warngackern des Hahnes hören.
Rassen wie z.B. die Bankaviahühner besitzen einen enormen Bewegungsdrang und legen noch ursprünglichen Verhaltensweisen an den Tag. Man braucht erst gar nicht versuchen sie in einen Auslauf einzusperren, sie fliegen ohne Mühe auch noch über 2-3 m hohe Zäune, um dann ihre Nahrungssuche jenseits der Umzäunung fortzusetzen. Rassen wie z.B. die Andalusischen Moruna sind Grund dieses Ursprünglichen Verhaltens auch in den unzugänglichen Gebirgsregionen der Sierra Nevada überlebungsfähig.
Bankivahennen brüten 1-2 mal im Jahr. Sind die Küken drei bis vier Tage alt, wandern die Glucken von Morgens bis Abends ohne Pause umher, dabei werden 1-2 Kilometer zurückgelegt. Eine wirklich beachtliche Leistung der Küken. Die Urhühner sind gewohnt den ganzen Tag in der Gegend herum zu streifen, um nach Nahrung zu suchen. Selbst wenn der Kropf voll ist, wird weiter gezogen. Dieses natürliche Verhalten unterscheidet sie von unseren Haushühnern.
Tagesablauf eines Bankaviahuhnes
Die Vorfahren unserer Hühner, die wilden Bankivahühner, leben noch heute im Bambusdschungel Südostasiens – und zwar nicht im tiefen Dschungel, sondern bei Lichtungen und an Waldrändern. Es sind soziale Tiere: Meist bildet ein Hahn mit zwei bis fünf Hennen eine Hühnerschar.
Um gegen Nachträuber geschützt zu sein, übernachtet die Hühnerschar auf baumgroßen Bambuspflanzen in etwa vier bis sechs Metern Höhe. Am Morgen, wenn es hell wird, fliegen sie herunter und beginnen im Boden nach Nahrung zu suchen. Hühner sind Allesfresser. Durch Scharren fördern sie Körner, Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmer zutage und picken sie auf, dabei bewegen sie sich gehend fort und legen so im Verlaufe des Tages mehr als einen Kilometer zurück. Mit Futtersuche, Fressen und Trinken wird fast ein Drittel der Tageszeit verbracht. An den Bambuswald schließen sich meistens Gestrüpp und hohes Elefantengras an. Die Hühner müssen sich also nie weit von der nächsten Deckung entfernen. Weite offene Flächen meiden sie.“
Quelle: BVET Magazin 1/2006
Bei der Freilandhaltung gehören auch Mäuse zum Beutespektrum der Hühner
Fütterung des Huhnes in der Vorzeit
Früher basierte die Ernährung des Geflügels hautsächlich auf dem jahreszeitlich schwankenden Angebot an Ernteerzeugnissen und Speiseresten. Dadurch waren die Leistungen der Tiere im Laufe eines Jahres sehr uneinheitlich.
Schon vor 1700 machte man sich Gedanken zur Fütterung von Hühnern
COMBEN berichtet in „Geflügelhaltung im Mittelalter“ 1975 über die Fütterung des Geflügels folgendes: Widmet man sich der Geschichte der Geflügelhaltung, so stößt man auf Ulisse Aldrovandi, der im 16. Jahrhundert die damals bekannte Literatur über Geflügelhaltung sammelte und im Jahre 1600 zu Bologna in seiner Ornithologia (Vol. 2, Buch 14) veröffentlichte. Sehr ausführlich erörtert Aldrovandi unter dem Thema „Fütterung nützliche und schädliche Eigenschaften der verschiedenen Pflanzen und Früchte“. Über das Grundsätzliche in der Geflügelfütterung war man sich schon damals einig, denn er zitierte in seinem Werk Columnella: „... das beste Futter für Geflügel ist die geschrotete Gerste, Wicke mit Kichererbsen und die verschiedenen Hirsearten, letztere aber nur, wenn sie billig zu haben sind. Ist das Getreide teuer, so geht es auch an, Weizenspreu zu füttern. An sich ist dieses Futter aber weniger geeignet für Hühner, auch wenn es billig ist.“
Man wusste damals zwar, dass das Hühner kleine Steine aufnehmen, aber deren Funktion blieb zu dieser Zeit unklar, bis 1685 Samuel Collins als erster den Sinn der Steinchen, im Zermahlen der Futterbestandteile, im Muskelmagen der Vögel sah.
Heute weis man, dass beim Huhn keine mechanische Zerkleinerung in der Schnabelhöhle stattfindet, aber muzinreicher Speichel unterstützt das Huhn bei der Eigenschaft ganze Körner zu sich nehmen zu können. Im Muskelmagen (mit Gritsteinen) erfolgt durch reibende und quetschende Kontraktionen die Futterzerkleinerung. Deshalb ist keine Vorzerkleinerung des Futters nötig.
(Muzine sind Glykoproteine. Die wichtigste Aufgabe der Muzine ist der Schutz der Schleimhaut vor chemischen, physikalischen oder mechanischen Reizen. Im Speichel sorgen Muzine für die Viskosität des Speichels und die Gleitfähigkeit des Speisebreis.)
PABST berichtete über die Haltung des Geflügels um 1850 im Deutschen Reich: „Es gab nur kleine Geflügelbestände, die für die Deckung der Bedürfnisse des Haushalts an Federn und Eiern ausreichten. Das Huhn war zu der Zeit auf den Höfen eher ein Selbstversorger. Es musste sich mit dem begnügen, was es auf dem Hof fand. Die natürliche Nahrung der Hühner besteht in Körnern und Gesäme aller Art, sie verzehren jedoch auch Gewürme, Insekten, Gemüse, gekochte Kartoffeln, selbst Fleisch und andere Abfälle von den Speisen des Haushalts.“
Für Küken empfahl er Hirse, Brotkrumen, Buchweizengrütze und dergleichen. Abschließend erwähnte er, dass sich eine gewisse Anzahl an Hühnern ohne vieles Nebenfutter auf jedem
Hof ernähren könne.
Quelle: Beitrag zur Geschichte der Ernährungsforschung beim Haushuhn (bis 1950) deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv
Da ist es verwunderlich, das es heute immer noch Menschen gibt, die der Meinung sind, dass eine Fütterung auf alleiniger Basis von Getreidekörnern, und ein bisschen Wiese für den Freilauf, ausreichend und artgerechte ist
Küken die nicht mit Proteine vollgestopft werden, wachsen zu aktiven Jungtieren heran
Proteine in der Hühnerfütterung
Geflügel zählen zu den Allesfressern, bei ihnen ist der Verdauungskanal im Verhältnis zur Körperlänge (im Vergleich zum Wiederkäuer und Schweinemägen) wesentlich kürzer. Entsprechend dem relativ kleinen Darm, ist die Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt des Geflügels sehr kurz. Deshalb muss den Tieren für eine optimale Leistung auch ein hochverdauliches Futter mit nur geringem Rohfaseranteil angeboten werden. Der Eiweißgehalt des Futters sollte auf den Energiegehalt abgestimmt sein, so dass für jede Leistung (Aufzuchtphase, Legetätigkeit, Masthuhn, Erhalt, etc.) ein ausgeglichenes Eiweiß-Energie-Verhältnis vorliegt. Hühner benötigen demzufolge eine rohfaserarme und hoch verdauliche Nahrung.
Für "Allesfresser"; also auch für unsere Hühner, gilt: wer keinen Pansen hat, bei dem muss eine bestimmte Menge tierisches Eiweiß im Futter vorhanden sein.
Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß, sondern besteht aus vielen verschiedenen Aminosäuren, von denen einige nur in Pflanzen, andere nur in Tieren vorkommen. Als Ersatzstoffe für tierisches Eiweiß (Protein) werden überwiegend Soja, Erbsen, Bohnen und Milcherzeugnisse genommen.
Brauchen unsere Kämpfer die Zufuhr von tierischem Eiweiß? Ja!
Die wichtigsten Aufgaben der Proteine:
- Die meisten Enzyme bestehen aus Proteinen und steuern alle körperlichen Vorgänge.
- Proteine arbeiten als Antikörper und unterstützen so das Immunsystem
- Proteine sind Bestandteil der Zellmembranen
- Proteine sind Bestandteil von bestimmten Gewebearten wie z.B. den Muskeln
Eiweiß ist ein Baustein aller lebenden Organismen. Es ist Bestandteil von Muskeln, Organen, Enzymen und Blut. Da die Körperzellen ständig neu aufgebaut und erneuert werden, ist das Huhn auf die regelmäßige Zufuhr von Eiweiß angewiesen.
Aminosäuren
Nahrungseiweiß ist aus verschiedenen Bausteinen, den Aminosäuren, zusammengesetzt. Es gibt 22 verschiedene Aminosäuren, teils fettlösliche (lipohile), teils wasserlösliche (hydrophile), die die Bausteine der Proteine bilden.
Der Proteingehalt des Futters (Eiweißgehalt) kennzeichnet den Gehalt des Futters an lebensnotwendigen Bestandteilen für das Wachstum des Geflügels. Er setzt sich zusammen aus den Eiweißbausteinen, den verschiedenen Aminosäuren Sie sind lebensnotwendige Futterinhaltsstoffe für den Aufbau der Körpersubstanz. Die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein haben beim Geflügel eine herausragende Bedeutung. Sie sind auch wichtig für eine gute Ausbildung des Federkleides.
Methionin ist als schwefelhaltige Aminosäure eine organische Schwefelquelle für den Körper. Es ist Bestandteil des Hämoglobins und vieler Körpergewebe. Es unterstützt die schnelle Wundheilung und ist an der Synthese vieler wichtiger Substanzen im Körper beteiligt. Methionin kommt unter anderem in Garnelen, Lachs, Brokkoli, Rosenkohl, Spinat, Knoblauch, Sojabohnen, Äpfeln und in Haselnüssen vor. Cystein - gegen das Altern, das es antioxidativ wirken kann. Seine Eigenschaften: Zusammen mit Glycin und Glutathion bildet Cystein Glutathion, ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans, und trägt somit zur Bekämpfung schädlicher freier Radikale bei. Seine antioxidative Wirkung verdankt Cystein seine schützende Kraft gegenüber degenerativen Krankheiten.
Quelle: www.vitalernaehrung.de/index.htm
Rohprotein
Ist die Summe aller Verbindungen, die Stickstoff enthalten. Meistens wird zur Bestimmung des Anteils zunächst der Stickstoffgehalt der Probe ermittelt. Anschließend wird das Ergebnis mit einem Faktor multipliziert, der den reziproken (von lat. reciprocere bzw. reciprocus, „aufeinander bezüglich“, „wechselseitig“) Wert des typischen N-Gehaltes von Rohprotein darstellt. Dabei wird jeder Stickstoff erfasst, also setzt sich der Wert aus Eiweiß und einigen NPN-Verbindungen (Nicht Protein Stickstoff, z.B. Betain, Nitrate, Ammoniumsalze etc) zusammen. Zum großen Teil sind diese für Hühner nicht, oder schlecht verdaulich, also bedeutet „viel Rohprotein“, nicht gleichzeitig auch „viel Eiweiß“ für die Hühner.
Wie viel Protein benötigt das Huhn in den einzelnen Lebensphasen?
(Im Internet und in Büchern habe ich verschiedene, sich aber annähernd ähnliche, Werte gefunden)
Protein in % anteilmäßig im Futtermittel
Aufzucht 17-18
Reifephase 15,00
Legephase 16,50
Masthähnchen 21,00
Eiweißbedarf im Wachstum
Ein Versuch aus dem Jahre 1926 (Raatz) mit Italienerküken zeigt, wie verschieden die Auswirkung verschiedener Eiweißfuttermittel auf das Wachstum sein kann. Er fütterte eine Gruppe von Küken nur mit tierischen Eiweißzusätzen, die andere Gruppe nur mit pflanzlichen Eiweißfuttermitteln. Die nachteilige Wirkung nur pflanzlichen Eiweiße auf das Wachstum geht aus unterer Abbildung hervor.
Quelle: Beitrag zur Geschichte der Ernährungsforschung beim Haushuhn (bis 1950)deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv
Proteine in der Kampfhuhnhaltung
Bei der Haltung von Wirtschaftsgeflügel, und/oder Ausstellungshühner erreicht man mit den oben genannten Zahlen ein Optimum an Wachstum und eine schnelle Entwicklung. Die Leistungsrassen sollen ohne Stockung des Wachstums Ihre Legereife, bzw. ihr Schlachtgewicht erreichen um als Wirtschaftlich zu gelten. Außerdem benötigen Legerassen immer ausreichend Proteine um die enorme Legeleistung vollbringen zu können. Bei Ausstellungsrassen wird darauf geachtet das die Tiere zu den großen Ausstellungen im Spätsommer „Ausstellungsreif“ sind, um sich dort möglichst optimal präsentieren zu können. Verzögert sich das Wachstum der Tiere, hat sich die Arbeit und Mühe der Aufzucht von Ausstellungstiere für den Züchter kaum gelohnt.
Sollte dies auch bei der Zucht und Haltung unserer Kämpfer zutreffen? - Nein!
Für Wirtschafts- und Ausstellungsrassen mag es ja noch richtig sein, in jeder Wachstumsphase den Proteingehalt im Futter immer im oberen Grenzbereich zu halten, bei der Zucht von Kämpfern halte ich das aber für die falsche Vorgehensweise. Das ist aber nicht falsch zu verstehen, denn natürlich brauchen auch Kämpferrassen ausreichend Proteine für eine gesunde Entwicklung und zur Bildung von Muskeln. Bei der Zucht von Kämpfern spielt der Faktor Bewegung aber eine viel größere Bedeutung als zum Beispiel von Ausstellungshühnern. Jetzt müsste natürlich erst mal darüber diskutiert werden, was eigentlich „richtige“ Kämpfer sind. Kämpfer sind für mich, diese Tiere einer Kämpferrasse, die den gewissen Spirit eines Kampfhuhnes besitzen und nicht Tiere die mit Muskeln bepackt in Ausläufen stehen und sich kaum bewegen. Die sind zwar was fürs Auge, verlieren aber nach kurzer Zeit mein Interesse, weil sie einfach langweilig sind. Der Unterschied von Kämpfer zu Kämpfer, ist etwa so groß wie der Unterschied zwischen einem Vollblutaraberhengst und einem Kaltblutwallach.
Kämpfer sind langsam wachsende Rassen, die einiges mehr an Zeit brauchen um sich richtig entwickeln zu können. Nicht nur ihre Muskeln, auch das Knochengerüst, die Sehnen und alles was dazugehört, braucht die nötige Zeit um später ein Kraft- und Energiestrotzendes Gesamtpaket zu ergeben. Muskeln wachsen schneller als Knochen und dieser Tatsache ist in der Ernährung und der Haltung unserer Kämpfer Rechnung zu tragen, schließlich soll der Kämpfer später nicht in „die Knie“ gehen weil das Wachstum der Muskel rasanter war, als das des Skelettwachstumes. Hier stehen auch Genetik und Futter in einem Wechselverhältnis, kommt dieses aus dem Gleichgewicht nimmt das Tier Schaden.
Bei meinen Hint schätze ich sehr, dass diese Rasse wunderbare Futterverwerter sind, sie benötigen keine Spezialfuttermischungen um sich konstant zu entwickeln und sind bezüglich Gesundheit robust und widerstandsfähig. Das schont nicht nur mein Geldbeutel, sondern macht auch aus ökologischen Gründen mehr Sinn Hühner zu halten.
Hintglucken die ihre Küken in Naturbrut aufziehen und einen weitläufigen Auslauf zur Verfügung haben, zeigen ein ähnliches Verhalten wie das der ursprünglichen Rassen. Hier werden die Küken schon frühzeitig gefordert und finden viel an Spurenelemente, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine in Form von Käfern, Würmern, Schnecken, Raupen und anderem Kleingetier. Auch Gräser, Knospen und Sämereien aller Art gehören mit zum Speiseplan der Hühner. Glucke und Küken sind meist so gesättigt, das sie normales Körnerfutter kaum mehr annehmen. Nach Regentagen finden die Küken oft so viel an tierischem Kleingetier, das ich bei der ersten Naturbrut noch Bedenken hatte, ob so viel Eiweiß den Küken schadet.
Heute weis ich, das dies nicht so ist. Haben die Tiere genug Freiraum, suchen sie sich auch instinktiv die für sie richtige Nahrungszusammenstellung zusammen und das Verhältnis „Bewegung“ im Vergleich zur aufgenommene „Futterenergie“ steht in einem natürlichen Verhältnis zueinander. Hier wird nicht aus Langweile hochwertiges Futter in sich reingestopft, um dann später gesättigt faul in der Ecke herumzuliegen. Da entstehen auch keine Muskelproportionen die später vom Bewegungsapparat nicht mehr verkraftet werden kann.
Nicht nur zur Bildung einer gesunden Muskulatur ist Bewegung sehr wichtig, sondern auch unentbehrlich für die kompakte Knochenstruktur unserer Kämpfer. Besonders in der Aufwuchsphase sind mechanische Reize über eine stimulierende Muskelaktivität für das Skelettsystem von höchstem Wert. Die Knochengestalt wird beeinflusst durch genetische und biomechanische Faktoren (Art der Beanspruchung). Der Knochen reagiert in einem biologisch streng determinierten Regelkreis auf die Maximalkräfte (Wolffsches Gesetz) der Muskulatur. Hat also das Tier von Anfang an die Möglichkeit ausreichenden Bewegung, bestimmt dies (unter Berücksichtigung von individueller genetischer Disposition) den aktuellen Knochenstoffwechsel und hat auch ein überdauernder Effekt für spätere Lebensphasen. Dabei ist aber nicht die Masse der Muskeln Ausschlag gebend, sondern deren regelmäßige Beanspruchung, darin liegt der wirksame Reiz für den Knochen.
Wie sieht die Situation aber aus wenn keine riesigen Ausläufe vorhanden sind? Bei Züchtern die mehrere Zuchtstämme halten wird es kaum möglich sein, allen Tieren ein entsprechendes Platzangebot anzubieten. Die Futterindustrie bietet vielerlei Futter an, das auf die einzelnen Wachstumsphasen abgestimmt ist. Hier gilt es für seine Tiere, bzw. Rasse, in Verbindung zum jeweiligen Platz- und Bewegungsangebot die richtige Kombination zu finden. Langjährige Züchter haben im Laufe der Zeit genug Erfahrung gesammelt und wissen sehr genau was das richtige für ihre Tiere ist. Anfänger müssen oft noch etwas experimentieren um einen guten und Energiestrotzenden Tierbestand zu erhalten. Anfänger machen gerne den Fehler, Erfahrungen anderen Züchters vorbehaltlos zu übernehmen und daran festzuhalten. Erfahrungen anderer Züchter können nur Anhaltspunkt sein um keine gröberen Fehler zu machen, denn was bei Züchter X im Bundesland Z wunderbar funktioniert, muss bei den eigenen Tieren noch lange nicht zum Erfolg führen. Das hört sich jetzt vielleicht etwas blöde an, aber hier gilt wie bei allen anderen Kreaturen auch, sich in seine Tiere hineinfühlen, beobachten, Überlegungen anstellen und Entscheidungen daraus ziehen. Kampfhuhnzüchter werden manchmal wegen ihres Hobbys etwas vorverurteilt, aber die meisten Züchter die ich kenne, haben ein sehr feines Gespür für ihre Tiere entwickelt. Sie merken oft schon auf den ersten Blick, wenn bei einem ihrer Tiere etwas nicht stimmt und gehen sehr sorgsam mit ihren Tieren um.
Aber nun zurück zu den Proteinen…
Da Eiweiße nicht durch andere Nahrungsbestandteile ersetzt werden können, ist eine ausreichende Eiweißversorgung für jede Kreatur Überlebens wichtig. Da die verschiedenen Futtermittel auch verschiedene Aminosäuren enthalten, ist eine ausgewogene Futtermischung die Grundvoraussetzung für eine optimale Proteinversorgung. Unter Futtermischung(en) verstehe ich nicht unbedingt die fertigen Futtermischungen, sondern welche verschiedenen Futterkomponenten das Huhn im Laufe des Tages zu sich nimmt.
Es ist wichtig dem Körper nicht mehr Protein zuzuführen als er benötigt. Denn das überflüssige Protein wird dem Proteinkatabolismus (Eiweißabbau) zugeführt und dort in Stickstoff und Harnsäure aufgespaltet. Bei der Harnsäure handelt es sich um eine für den Körper giftige Substanz (die Harnsäure wird über den Kot ausgeschieden). Dies bedeutet eine Mehrbelastung der Nieren.
Werden Hühner in einem großen Freiauslauf gehalten und haben gleichzeitig die Möglichkeit beliebig hochwertiges Fertigfutter zu sich zu nehmen, werden sie erst das industriell gefertigte Futter fressen und dann erst die in der Natur vorkommende Sämereien, etc. Die Futtermittelindustrie hat viel Geld investiert, um nicht nur herauszufinden welche Stoffe der Wirtschaftsfaktor Huhn benötigt, sondern auch welche Faktoren das Huhn zur Futteraufnahme beeinflusst und um möglichst viel davon zu essen. Das funktioniert nach dem Prinzip der heutigen Kindernährung. Kinder denen regelmäßig passierte und aromatisierte Gläschennahrung verfüttert wird, lehnen oft die gesündere Vollkornnahrung ab.
Welche Faktoren beeinflussen das Huhn bei der Futteraufnahme:
- Darbietungsform (Struktur, Konsistenz)
- Organoleptik (Beliebtheit der verwendeten Komponenten)
- Bedarf
- Passagegeschwindigkeit durch den Verdauungsapparat
- Umwelteinflüsse
- Rationsgestaltung und die Komponentenwahl
- Nährstoff- und Energiedichte, Nährstoffbalance
- Antinutritiva (Pflanzliche Lebensmittel wie z.B. Getreide enthalten erhebliche Mengen an Enzyminhibitoren, die die Verdauung beeinträchtigen. Diese Antinutritiva entfernt man entweder durch züchterische Maßnahmen oder eine entsprechende Verarbeitung)
Ich würde es in Frage zu stellen, ob es richtig ist, unseren Kämpfern immer ein Optimum an Proteinreichen Spezialmischungen zu reichen und auf Muskelaufbau hinzuarbeiten. Schließlich haben wir Kampfsportler und keine Bodybuilder im Garten stehen. Eine überhöhte Proteinzufuhr ist nicht gleichzeitig mit positiven physiologischen Effekten verbunden, sondern kann einen negativen Effekt auf die Calcium-Bilanz und die Knochengesundheit haben. Darüber hinaus kommt es mit zunehmendem Proteinkonsum zu einer nicht genau bekannten, aber potentiell negativen Folge für die Aufrechterhaltung der Skelettmuskelmasse.
Hühner können Harnsäure produzieren (durch Eiweis- und Purinreiche Ernährung gesteigert), die bei Überproduktion und verminderter Ausscheidung als Kristalle im Körper anfällt. Harnsäure entsteht im Körper als Abbauprodukt beim Purin-Stoffwechsel. Die Purine sind lebensnotwendige Bausteine der Zellen von Mensch und Tier. Die bei der fortlaufenden Erneuerung von Zellen im Körper des Menschen freigesetzten Purine werden zu Harnsäure abgebaut. Was an Harnsäure nicht mehr weiter abgebaut und durch den Kot ausgeschieden werden kann, kann sich in Form von Kristallen an den Gelenken festsetzen.
Wichtig:
- Die Eiweißportionen sollten auf viele kleine Mahlzeiten aufgeteilt werden, da der Körper pro Mahlzeit nur wenig Eiweiß aufnehmen kann.
- Besonders günstig ist es, wenn die Eiweißportionen kurz vor oder direkt nach Bewegungsintervallen aufgenommen werden, da hier der Muskelaufbau am effektivsten ist.
- Verschiedene Eiweißquellen miteinander kombiniert, das erhöht die biologische Wertigkeit von pflanzlichem Eiweiß.
- Eiweißportionen kombinieren mit anderen Futterstoffen, durch Botenstoffe wird die Aufnahme der Proteine für das Huhn erleichtert.
- Protein ist lebensnotwendig, vor allem in der Wachstumsphase. Es ist verantwortlich für den Auf- und Abbau von Zellen, Knochen, Muskeln und Organe. Proteine sind aber nicht nur Baustoffe, sie regeln auch das Abwehrsystem des Körpers gegen Infektionskrankheiten und steuern Stoffwechselvorgänge.
- Ein Übermaß an Eiweiß unbedingt vermeiden!
- Für eine erhöhte Ballaststoffzufuhr sorgen (Grünfutter, etc.).
- Eine Proteinzufuhr entsprechend der Bedürfnisse des Tieres anpassen.
- Eine ausgewogene, vielseitige und vor allem abwechslungsreiche Ernährung spart teure Spezialmischungen.
- Pflanzliche und tierische Proteine unterscheiden sich in der Mischung der einzelnen Aminosäuren.
- Klasse statt Masse!
- Immer frisches Trinkwasser.
- Wenn möglich, unbegrenzter Grünauslauf anbieten.
- Bewegung, Bewegung und Bewegung!
Fazit
Ein Fazit gibt’s eigentlich nicht, genau so wenig wie es ein allgemein gültiges Rezept für die Fütterung von Kampfhühnern gibt. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kampfhuhnrassen, zu verschieden sind die Ambitionen der Halter diese zu halten. Der Rassenunterschied zwischen Ko-Shamo’s und den Hint Horoz, ist ungefähr so groß, wie der Unterschied zwischen einem Ausstellungszüchter und einem Züchter der auf Leistung züchtet.
Auch stellt ein Shamohahn einer Leistungslinie, andere Forderungen an die Fütterung, als der Shamo der für das Ausstellungswesen gezüchtet wird. Ein Zuchthahn der auf einem naturgemäßen Auslauf gehalten wird, gestaltet seine Ernährung anders, als der Hahn der bei einer Boxenhaltung von seinem Züchter gefüttert wird.
Meine erwachsenen Tiere decken ihren Proteinbedarf größten Teils aus dem Grundfutter (Körnermischfutter), zuzüglich dessen was sie in dem sehr großen und natürlichen Auslauf finden. Wenn ich den guten Ernährungstand meines Hühnerbestandes sehe und wieviel Eier meine Hinthennen legen, scheint die Proteinzufuhr in diesem Fall zu stimmen. Bei der natürlichen Kükenaufzucht wird den Tieren außer dem Grundfutter auch Kükenkorn und Haferflocken gereicht. Zusätzlich zu dem was sie in dem großen Auslauf finden, scheint der erhöhten Proteinbedarf der wachsenden Tiere ausreichend gedeckt. Die Tiere sind gesund und die Küken wachsen zu agilen Jungtieren heran.
Hin und wieder fallen jede Art von Essensresten aus der Küche an, die werden von den Hühnern immer gerne genommen, Hunde- oder Katzenfutter bekommen meine Tiere aber nicht. Fallen aber Reste von Frischfleisch an, das eigentlich für die Katze gedacht ist, stürzen sich die Hühner wie die Wölfe darauf. Genau so wie ihnen (leider) manchmal auch Blindschleichen, Eidechsen und Spatzen zum Opfer fallen. Derart tierisches Eiweiß scheint bei den Hühnern an erster Stelle in ihrer Nahrungskette zu stehen. Werden sie zum Beispiel einer Maus habhaft, vergessen sie alles um sie herum bis die Maus verputzt ist.
Nachdem ich die ersten Jahre versucht habe, mit hochwertigem Futter möglichst optimal zu füttern, gebe ich ihnen heute für die Grundversorgung etwas Körnermischfutter, den Rest finden sie im natürlich gewachsenen Garten (der nicht aus einer Wiesenmonokultur besteht). Nur in besonderen Zeiten wie im Winter, etc. wird noch zugefüttert. Jetzt sind die Tiere nicht nur „knackiger“ und vitaler, sondern ich spare mir damit auch noch den einen oder anderen Euro ein.
Das ganze hat natürlich auch einen Nachteil. Ich kann nur eine begrenzte Anzahl an Hühnern halten und Nachzucht ziehen, damit der Garten immer in der Lage ist den Tieren genug an Grünem und an tierischen Kleinlebewesen „nachzuliefern“.
Andi Haller
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