Schützen Kampfhühner ihre Hennen vor Greifvögel
Aktualisiert: 10.11.2025
Schützen Kampfhühner ihre Hennen sicher vor Greifvögel?
Das Thema ist immer wieder aktuell, auch sind bei diesem Thema die Meinungen sehr verschieden. Die einen bieten Ihre Kampfhühner in verschiedenen Onlinemärkten als die wahren Bodyguards zum Schutz der Hühnerherde an, die anderen lachen nur wenn sie zum Thema befragt werden.
Ich habe hier ein paar Fakten, Daten und Geschichten zusammengetragen. Die Daten und Fakten habe ich unter anderem aus den Erfahrungen und Erzählungen verschiedener Zuchtkollegen und dem Internet recherchiert. Das nachstehende nimmt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es gibt nur meine Meinung darüber ab. Wer mehr Infos braucht findet im www unzählige Infos zu den einzelnen Greifvögeln.
Weiter unten im Artikel werden folgende Punkte behandelt:
- Wie kann man seine Hühner vor Angriffen der Greifvögel schützen?
- Tatsachen zum Thema Hühner und Greifer
- Ammenmärchen zum Thema Greifvögel & Krähen
- Welche Hähne bestimmter Hühnerrassen schützen Ihre Hühner wirkungsvoll?
- Tipps zu den verschiedenen Abwehrmaßnahmen von Greifvögeln und Raben
- Tipps für die Auslaufbepflanzung
- Allgemeine Hinweise
Das es immer wieder zu Verlusten durch Greifvögel, Elstern, Krähen und Eulen kommt, ist leider manchmal Realität in der Geflügel, bzw. Hühnerhaltung. Ob und wie sich das Risiko vermindern lässt, dazu komme ich später.
Nachfolgend zwei Tatsachenberichte von mir persönlich. Dies Alles ist zwar schon eine Weile her, finde ich aber ganz interessant.
In Oberbayern, im Landkreis Lech, hatten (ca. 1985) wir einen kleinen Bauernhof am Rande eines kleinen Dorfes. Außer ein paar Hunden, Katzen, Enten, Gänsen, Puten, hatten wir auch ein paar Hühner am Laufen. In einem Extrastall mit dazugehörigem Gehege hatten wir braune Hybridhühner zur Eiererzeugung, auf dem restlich Hofgelände war eine bunte Herde aus den verschiedensten Hühnerrassen am Herumlaufen. Diese bunte Hühnerschar waren anfänglich nicht eingeplant, aber die regelmäßigen Sonntäglichen Besuche auf den Kleintiermärkten in Weilheim und Buchloe blieben meist nie ohne „Mitbringsel“.
Mit der Zeit tummelten sich die verschiedensten Hühnerrassen auf dem Hof. Deutsche Zwerghühner, Bauernhühner, Australorps, Tuzo (kleine Kämpferrasse mit asiatischen Wurzeln, wahrscheinlich aus Japan), Masthähnchen und auch Ausstellungsasil bereicherten unsere Hühnerschar.
Radja Asil 1985 Glucke mit Küken Thaining Obb. Asilhenne Tuzuhenne
Die Tuzo haben sich dann irgendwann mit den Deutschen Zwerghühner gekreuzt, deren Nachkommen waren wirklich aufmerksame und stolze kleinwüchsige Hühner die vor nichts Angst hatten. Sehr anhänglich unseren Kindern gegenüber, aber wehe einer unserer Hunde kam ihnen zu nahe, da zeigten diese kleinen Hühner ihr großes unerschrockenes Kämpferherz.
Zu dieser Zeit hatten wir auch immer wieder Verluste durch Greifvögel bei den großen Hühnern, selbst Gockel der großen Rassen lagen dann immer wieder gekröpft auf der Wiese. Ein trauriger Anblick für jeden der seine Tiere liebt und ins Herz geschlossen hat.
Greifvögel haben für mich eine gewisse Faszination, es sind schnelle und wendige Jäger der Lüfte. Sie verkörpern für mich auch etwas das etwas mit den Begriffen Wildheit und Freiheit zu tun hat, eine stolze Spezies unter den Vögeln. Zu dieser Zeit aber hätte ich am liebsten jeden Greifer, den ich sah vom Himmel geholt.
Als wir einmal vom Einkaufen heim zum Hof gefahren sind, habe ich schon von der Ferne gesehen das ein Greifvogel über unseren Garten kreist. Inmitten unserer Wiese einer der kleinen Kämpfermixe (ca. 1,5 kg) der sich dem Greifer präsentierte. Hängeflügel zeigend und um sich die eigene Achse drehend, hatte es den Eindruck, als wolle er es bewusst mit dem Greifer aufnehmen. Wir haben noch gesehen, wie sich der Greifer wie ein Stein vom Himmel auf den kleinen Hahn stürzte. Bis wir aber aus dem Auto gestiegen und beim Ort des Geschehens angelangt waren, hatte der Hahn den Habicht überraschenderweise schon in die Flucht geschlagen. Durch die Attacke des Greifers war der Hahn aber sehr schwer verletzt. Ihm war leider nicht mehr zu helfen, er krähte noch ein paar Mal und ist dann in unseren Händen verstorben.
Dieser Mut des kleinen Gesellen hat mich schwer beeindruckt, jeder Hahn der bei mir seitdem in der Herde läuft muss sich noch heute an dem Mut dieses kleinen Hahnes messen. Einer der ersten Hintnachzucht wurde recht schnell der Küche zugeführt, als er seine Hennen im Stich gelassen hat. Ein Habicht hatte auf der Wiese eine seiner Hennen gekröpft und der Hahn stand im Stall mit den anderen und hat sich versteckt. Da war ich enttäuscht , aber geschmeckt hat er vortrefflich.
1.0 Tuzo Zwerghuhnmix
Nun ja, der Greifer ist nun mal einer der natürlichen Fraßfeinde unserer Hühner und das verstecken der Hühner im Dickicht gehört zu den natürlichen Verhaltensweisen unseres Hausgeflügels. In der freien Natur ist es für das Geflügel überlebensnotwendig nicht verletzt zu werden, nur so lassen sich die Gene des Hahnes weitervererben. Auch bei vielen anderen Tierarten hat der Kampf mit dem natürlichen Fraßfeind wenig Aussicht auf Erfolg und wird deshalb in der Regel vermieden.
Als ich 2019 Jahren wieder mit der Hühnerhaltung anfing und mir ein paar Hybridhennen zur Eiererzeugung zulegte, wollte ich einen Kämpferhahn der auf die Legehühner aufpassen sollte. Wir leben hier am Rande eines Schorndorfers Stadtgebiets, dort angrenzend die nahe liegende Remsaue. Es gibt hier allerlei Greifvogelarten, der Bussard, der Habicht und der Rüttelfalke (Turmfalke) geben sich in diesem naturnahen Gebiet ein stetiges Stelldichein. Deswegen sollte es diesmal ein Hahn einer großen Kampfhuhnrasse sein der seinen Dienst hier verrichten soll. Unser erster Hahn war ein Malaie…. Ich hatte damals nicht viel Ahnung von den Eigenschaften der verschiedenen Kampfhuhnrassen, aber der nächste Hahn sollte ein Tier sein, das nur auf Leistung gezüchtet wurde. Über Umwege bin ich dann bei den Hint Horoz gelandet, bzw. der Junghahn bei mir.
Über Anfragen bei Zuchtfreunden habe ich dann einen ca. 4-monatigen Junghahn bekommen. Ich war recht enttäuscht über das, was da aus dem Versandkarton schaute als ich den Karton geöffnet hatte. Es war ein unförmiges Etwas, irgendwie hatte ich mir einen „Kampfhahn“ anders vorgestellt. Naja, irgendwann hatte sich der Bursche gut eingelebt und lief friedlich mit unseren 4 Hybridhühnern mit.
Erst später habe ich gelernt dass Tiere größerer Rassen mit der Entwicklung ihres Charakters (je nach Rasse und Linie, 7-12Monate) auch länger brauchen. Unser Junghahn wuchs langsam heran, sah aber immer noch nicht aus wie ich mir einen Hahn vorstellte der seine Hennen vor Greifer beschützen konnte.
Junger Habicht junger Habicht im Hühnerstall Habicht / Greifvogel
Zu dieser Zeit hatten wir auch viele Krähen die ihren Schlafbaum keine 50 Meter von hier hatten. Eines Tages habe ich aus dem Garten etwas schreien hören (hörte sich an wie das schreien eines Baby in Not) und bin ans Fenster gestürzt um zu sehen was da gerade passiert. Ich sah wie 2 oder 3 Krähen eines der jungen Hybridhühner in die Ecke an einem Schuppen gedrängt hatten und es attackierten. Diese Szene hatte etwas von Hitchcocks „Vögel“, ich war völlig perplex. Noch perplexer war ich aber, als der junge Hinthahn (wir nannten ihn damals „Bubele“) aus weiterer Entfernung (unser Garten war über 2000qm groß) zum Ort des Geschehens gerannt, bzw. geflogen, ist und sich auf die Krähen gestürzt hat. Mensch war ich auf einmal stolz auf unser Bubele, ich konnte es kaum fassen. Seit diesem Erfolgserlebnis hat sich der Junghahn schnell zu einem selbstbewussten jungen Hahn entwickelt. Wir vermuteten das dieses Erfolgserlebnis sein Selbstbewusstsein gestärkt hat.
Wochen später hat sich eine Krähe in den Hühnerstall verirrt, als dann eine der Hennen (die sich im Legenest befand) geschrien hat, ist der Junghahn in den Stall gestürmt und dann hörte ich es nur noch rumpeln und scheppern. Erst als eine Krähe aus dem Hühnerloch geflogen ist, den Hahn im Gefolge, wusste ich was passiert war. So viele schwarze Federn wie dann im Hühnerstall zu finden waren, muss es der Krähe richtig schlecht ergangen sein. Seitdem hatten wir nie mehr einen Krähenangriff zu verzeichnen.
Nachfolgen ein paar Tipps und Fakten. Es muss aber gesagt werden es gibt keine Garantie wie man Hühner wirksam vor Greifvögel und Raben schützen kann. Der einzige wirksame Schutz ist die Volierenhaltung. Wer aber Freiauslauf zur Verfügung hat, möchte natürlich die Hühner möglichst naturnah halten. Ein größeres Problem gibt’s aber nur dann, wenn der Greifvogel oder die Raben Erfolg haben und ständig wieder kommen. Sie können die Scheu vor dem Menschen verlieren und richtig lästig werden. Dann hilft nur ein wirksamer Schutz der Hühner.
Wie kann man seine Hühner vor Angriffen der Greifvögel schützen?
- Den Auslauf übernetzen (Maschengröße nicht über 10cm)
- Freiauslauf entsprechend strukturieren. Den Hühnern natürliches Dickicht anbieten.
- Kranke, apathische Hühner aus der Herde nehmen. Greifvögel und Rabenvögel können schwächliche Tiere schnell lokalisieren.
Tatsachen zum Thema Hühner und Greifer
- Es gibt keine festen Regeln, an die sich der Greifer hält wenn er Gefallen an Deinen Hühnern gefunden hat. Zu vielseitig sind die Greifvögel Rassen und ihre verschiedenen Eigenschaften.
- Hat ein Greifvogel erst einmal Erfolg gehabt, ist es wahrscheinlich, dass er bald zum Dauergast wird.
- Junge Habichte sind manchmal unvorsichtig und dringen in den Hühnerstall ein. Das kann gleich mehrere Hühner das Leben kosten.
- Liegt im Winter eine geschlossene Schneedecke finden viele Greife kein natürliches Futter (Mäuse, etc.) mehr und versuchen sich an unserem Hausgeflügel.
- Haben Greifvögel Nachzucht in ihren Horsten, haben sie einen vermehrten Futterbedarf, den sie evtl. mit unseren Hühnern decken möchten.
- Es gibt Tauben- und Hühnerhalter, die vor Verzweiflung Greifvögel meucheln wenn sie ihnen habhaft werden. Wird das Jagdgebiet dadurch frei, rücken neue Greifer nach, die auf der Suche nach einem nicht besetzten Gebiet sind.
Ammenmärchen zum Thema Greifvögel & Krähen
- Ein Greifvogel jagt nie in unmittelbarer Nähe seines Horstes
- Das Vorhandensein von Perlhühnern oder Gänsen hält den Greifer ab.
- Mäusebussarde holen keine Hühner
- Wo Krähen vorkommen, jagt kein Greifvogel
- Das Anbringen von Spiegel, CD’s, Glaskugeln, etc. hält sicher Greifer & Krähen von den Hühnern fern.
- Das gleiche gilt für das Anbringen von künstlichen Krähen oder Uhus.
Welche Hähne bestimmter Hühnerrassen schützen Ihre Hühner wirkungsvoll?
- Kämpfer von Leistungslinien scheinen tendenziell besser geeignet zu sein als Showhühner.
- Auch Hähne von Nutzrassen können ihre Hennen schützen.
Besonders wichtig scheint aber zu sein, dass die Tiere aus Haltungsformen stammen die Erfahrung in der Freilandhaltung, bzw. Greifvögel haben. - Meiner Ansicht nach vererbt sich Feigheit vor dem Feind genauso, wie die Wehrhaftigkeit gegen Greifer.
- Hühner sollten genug natürlichen Instinkt besitzen, die Hähne sollten Aufmerksam sein und vor Greifer warnen. Das gleiche gilt für die Hennen. Denn reagieren diese nicht auf den Warnruf, werden sie relativ schnell Opfer der Greifer.
- Auch Tiere großer Hühnerrassen sind gefährdet.
Tipps zu den verschiedenen Abwehrmaßnahmen von Greifvögeln und Raben
Netze
- Nie die billigen „Einwegnetze“ vom Baumarkt benützen. Die halten nicht lange und zerreißen schnell.
- Netze mit einer Maschenweite über 10cm nicht benützen.
Bedenken, das bei Schneefall Schnee an den Netzen haften bleiben kann, so das Netze damit einer gewaltigen Belastung ausgesetzt sind. Besonders nasser Schnee sammelt sich gerne an den Netzen. - Netze nicht locker anbringen. So kann das Netz zu einer Falle für andere Vogel und Nachtaktiven Jägern (Kauz, etc.) werden.
- Eine Übernetzung ist nur dann sinnvoll, wenn der Greifer anderweitig kein Schlupfloch ins Gehege vorfindet.
Spiegel und Spiegelkugeln
- Alte Badezimmerspiegel auf die Wiese gelegt haben manchmal Erfolg. Ablageort täglich wechseln.
- Spiegelkugeln und aufgehängte CD sind keine Gewähr für einen erfolgreichen Schutz vor Greifvögel. Die Greifvögel gewöhnen sich schnell daran.
- Lametta ist meiner Ansicht nach völlig ungeeignet, auch sollte es aus Umweltschutzgründen keine Anwendung finden.
Künstliche Uhus und Raben
- Die künstlichen Uhus öfters umsetzen. Betroffene Hühnerhalter die damit Erfolg haben, erzählen das es sinnvoll sei ihn alle paar Tage zu versetzen.
- Greifer sind sehr anpassungsfähig und lernen sehr schnell das von einen künstlichen Raben keine Gefahr ausgeht.
Künstlicher Uhu zur Greifvogelabwehr
Rabenabwehr
- Auf den Mist- und Komposthäufen keine Lebensmittel offen liegen lassen.
- Böller helfen manchmal die Raben dauerhaft zu vertreiben, wenn sie in der Nähe einen Schlafplatz besitzen.
- Tote Krähen aufhängen, das vertreibt die Artgenossen für eine Weile.
Tipps für die Auslaufbepflanzung
- Bambus, Sträucher und Hecken bieten einen natürlichen Schutz, sind aber kein Garant für 100% Greifvogelschutz.
- Oft wird geschrieben das Greifvögel eine Einflugschneise zum Jagen benötigen.
- Der Habicht kommt auf Grund seiner enormen Wendigkeit auch ohne Einflugschneise aus. Er nutzt beim Angriff jede Art von Deckung aus, so dass das Huhn meist zu spät den Angriff bemerkt.
- Bäume am Rande eines Hühnergeheges werden gerne zur Ansitzjagd vom Habicht benutzt.
Allgemeine Hinweise
- Greifvögel sind sehr lernfähig und anpassungsfähig!
- Besonders der Habicht ist ein schneller und wendiger Jäger, der gerne aus der Deckung heraus jagt.
- Das Töten von Greifvögeln und Raben ist untersagt!!!
- Am besten schon vor Anschaffung der Hühner überlegen, wie ein wirksamer Schutz der Hühner aussehen könnte.
- Wo Raben beheimatet sind, bzw. ihren Schlafbaum haben, bewirken sie manchmal, dass der Greifer nicht in Ruhe Ansitzjagd betreiben kann weil die Raben den Greifer stören und vertreiben möchten.
- Es gibt keine Hühnerrasse, die der Greifvogel sicher meidet.
Auf die zum Anfang gestellte Frage "Schützen Kampfhühner ihre Hennen sicher vor Greifvögel?" zu beantworten, würde ich sagen:
Ein Hahn einer Kampfhuhnrasse bietet keinen 100%iger Schutz vor Greifvögel.
Andi Haller
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